Der Sommer 2015 ist Geschichte und der Herbst hält Einzug. Mit ihm beginnt die alljährliche Zeit der Messen und Börsenevents – die Zeit der Jäger und Sammler.
Im Oktober findet der Börsentag Berlin statt und mit einem Schmunzeln musste ich feststellen, dass diesmal das Publikum nur nach vorheriger Anmeldung eingelassen werden wird. Offenbar will man die Herden an Beuteltieren bei deren Jagd nach Kulis, Prospekten, Gummibärchen oder sonstigen Mitbringseln geringer halten und nur das wahrhaft interessierte Publikum bei der Finanzmesse begrüßen möchte. Den Sammlern steht auch diesmal wieder die Prominenz der Jäger gegenüber. Banken, Broker, Informationsdienstleister u.a. Serviceanbieter erwarten die potenzielle neue und natürlich auch die alte Kundschaft. Börse ist in den letzten Jahren wieder en vogue geworden, gleichwohl wir mit dem Tag der Aktie im Frühjahr wohl vorerst den Höhepunkt der letzten Hausse gesehen haben. Das Timing konnte wie immer nicht besser sein. Tag der Aktie, Reich mit Geiss, Dividende ist der neue Zins u.ä. Nonsens fanden breites Gehör. Wer dem kritiklos folgte, hat jetzt ein kleines Problem. Die Initiatoren der Kampagnen werden das eher, wie immer, schmerzfrei sehen und einen Erklärbär vor das Publikum stellen, der ihnen sagt, es sind ja nur Buchverluste…
Apropos Verluste. Wieviel neue Konten werden in den kommenden Wochen neu aquiriert werden können und wieviel Anleger und Investoren sind bereit, ihre Konten aufzustocken.
Ich hatte in den letzten Tagen etwas Zeit, mich einmal durch die einschlägigen Foren zu hangeln und stieß dabei auf teilweise erstaunliche Offenheit. Gibt es üblicherweise in den Tradingforen zumeist nur Gewinner, so hoben sich doch zwei Berichte wohltuend ab. Ein Trader offenbarte sein Eingeständnis, das aktive Trading aufzugeben und ein anderer berichtete von seiner Negativerfahrung Social Trading. In beiden Fällen saß der Fehler aber vor dem Rechner…
Beide scheiterten offenbar an ihrer eigenen Disziplin.
Fangen wir mit Trader 1 an. Folgendes Statement war am Freitag im Daytrader Forum bei wallstreet:online zu lesen:
Konto noch nicht Bum Bum gemacht aber wieder unnötig viel Geld verloren. Jetzt noch ein Trade und wenn der wieder ausgestoppt (ist grade ausgestoppt worden schei…….!!!!!! und ich habe soeben meine Handelsplattform deinstalliert!!) wird dann:
Werde ich mein Konto beim Broker definitiv auflösen und Daytrading begraben!!
Und mein Geld in amerikanische Dividenden und Wachstumsaktin anlegen. Weil:
Daytrading führt früher oder später bei allen ins Desaster!! Zu 99 % wie du geschrieben hast und das stimmt auch weil:
- Wir sind “ nur “ Menschen die nicht immer 100 % ig richtige Entscheidungen treffen könnnen
- Irgendwann kommen wiederholt und regelmäßig derartig großer Böcke daß alles zu spät ist.
- Alle die Bücher über Daytrading kann man verbrennen da es nicht so ist wie es dort beschrieben wird.
- Man dadurch zum seelischen Krüppel wird früher oder später.
- Unbeschreiblich viel Zeit für einen derart großen Schwachsinn aufwenden muß!!
- Mit einem ständigen Frust leben muss, ich meine wirklich muss!!!
- Die Zeit für wirklich wichtige Dinge auf der Strecke bleibt.
- Man gegen eine ungewisse irrationale Umgebung nur mit einem Top Equipment bestehen kann. 4 Monitore, Vollautomatische Handelsplattform usw.
- Wenn man in eine Abwärtsspirale kommt niemals davor gefeit ist zu versuchen die Verluste wieder aufzuholen und das führt dann definitiv in den Untergang.
- Man wird auf Dauer schizophren in so einem irrationalen Umfeld
- 12.tens bis 1000tens ihr könnt ja noch andere Gründe überlegen.
An all die Träumer und Illusionisten die irgendwann denken auf einen grünen Zweig zu kommen:
Vergesst es!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Es haut nicht hin!!!![u]
Und an all die die es geschafft haben und auf dem Weg dorthin sind:
Viel Erfolg!:D
Meine Handelsplattform ist deinstalliert, nun heißt es das Geld zurückordern. Schluß, ich habe keinen Bock mehr.
Beiträge dieser Art findet man alle paar Jahre und nur sehr wenige publizieren dies in derartigen Foren. Was hier als Ausnahme wahrgenommen werden könnte, ist aber im Alltag eher die Regel. Stichwort Quartalstrader. Trotz aller Bemühungen von Brokern, Coachingdienstleistern, Finanzportalen etc. gelingt es offenbar nicht, eine Mehrheit der Trader zum nachhaltigen Erfolg zu führen. Diverse Studien dokumentieren den bedauerlichen Zustand, der seit Jahren und unabhängig vom Erhebungsraum im CFD- und Forextrading der Retailbroker vorherrscht.
Ende 2014 legte die französische Regulierungsbehörde AMF eine Studie mit dem Titel „Study of investment performance of individuals trading in CFDs and forex in France“ vor die belegt, dass 9 von 10 privaten Tradern Geld verlieren. Der durchschnittliche Verlust je Kundenkonto betrug zwischen 2009 und 2012 10.900 Euro.
In den untersuchten 4 Jahren verloren 13,224 Kunden zusammen fast €175 Mio, während von 1,575 Kunden ein Profit von €13.8 Mio ertradet wurde…
Eine vergleichbare Studie gibt es auch aus Polen, die diese Zahlen im wesentlichen bestätigt. Deutschland dürfte sich hier nicht wesentlich abheben.
Die Details können der Studie entnommen werden. Demnach werden als aktive Konten all jene behandelt, die mindestens 1 Trade im Jahr durchgeführt haben. Die Höhe der Verluste nimmt aber nicht etwa mit zunehmender Tradingerfahrung ab, nein – die Verluste werden nur kumuliert. Bemerkenswert ist daher das Fazit. Es ist keine Lernkurve zu erkennen!
Dies widerspiegelt sich natürlich auch in den Ergebnissen der meisten Day- und Heavytrader.
Zu beachten ist natürlich, dass nur Forex- und CFD-Konten untersucht wurden. Vermutlich ist die Rate des Scheiterns bei Future-, Aktien- und Optionstradern ähnlich angesiedelt. Die Zockerwiese Binäre Optionen fand nur marginale Berücksichtigung.
Wenn sich also jemand eingesteht, dass Trading für ihn nicht funktioniert, dann ist das nicht die Ausnahme, sondern die Regel!
Nur ist die Frage, welche Konsequenzen zieht man daraus und spricht man anderen die Qualität ab, zu den erfolgreichen 10% zu gehören.
Die Antwort auf die Resignation des oben zitierten Traders ließ nicht lange auf sich warten:
Wenn Du das Daytrading aufgeben willst ist das nach einer Reihe von Versuchen sicher richtig. Dies aber allgemein zu verurteilen schreibe ich jetzt Deinen Emotionen zu. Denn nur weil ich keinen Marathon schaffe, stelle ich mich auch nie an die Strecke und rufe allen zu „ihr kommt eh nie an“ 😉
Den Vergleich mit dem Marathon finde ich nicht nur wegen des aktuellen Berlin Marathons sehr passend. (nachzulesen hier bei wallstreet:online) Auch diese Herausforderung ist nicht von heute auf morgen und nicht ohne akribische Vorbereitung zu bewältigen.
Für das geschlossene Tradingkonto wird also ein Nachfolger gesucht – und auf einer der kommenden Messeevents sicher auch gefunden.
Übersetzt man jetzt die statistischen Erhebungen der AMF auf andere Formen des CFD-basierten Tradings, dann dürften diese eigentliche nicht wesentlich davon abweichen…zumindest bezogen auf die Trade Leader, Top Trader, Popular Investors etc.
Ein Klick auf die Top Trader Liste bei ayondo offenbart jedoch, dass von den derzeit 1.611 gelisteten Traderprofilen zumindest 621 eine positive Performance ausweisen, prozentual also etwa 38%. Selbst wenn man etliche Mehrfachaccounts und inaktive Profile unterstellt, wäre ein Quote von 20% durchaus realistisch und damit ein Lichtblick. Wer sich auf eine derartige Plattform traut hat offenbar das Selbstvertrauen, besser zu sein als die Norm.
Schraubt man jedoch die Suchkiterien etwas enger und unterstellt eine Mindestaktivität von 100 Trades und positiver Performance, dann reduziert sich die Zahl auf nur noch 191 oder 11 %. Damit landet man wieder bei den Ergebnissen der Studie. Vergleichbare Erhebungen über die Trader werden sich bei eToro u.a. nicht wesentlich unterscheiden.
Wie sieht es nun aber bei CFD-basiertem Social Trading aus, also dem Handel als Follower?
Auch hier ein Zitat eines seltenen Postings. Ein User auf tradimo hat seine Erfahrungen bei ayondo in einem Forumsbeitrag hinterlassen und für öffentliche Fehleranalyse gesorgt.
Kurz und knapp:
Ende vom Lied: 80 EUR sind mir von den 9200 EUR geblieben.
Meine Fehler?
– Loss Protection stetig nach unten angepasst – „Es könnte noch drehen“
– Loss Protection nicht soweit angezogen, dass ich meine Einzahlung abgesichert habe (was auch bei John Gosen – einem Swingtrader – sehr schwer ist, eine gute Balance zu finden)
– Zu gierig gewesen.
– Den vielen Analysten glauben schenken
Das Ergebnis ist im konkreten Fall schon ernüchternd, offenbart aber die gleichen wunden Punkte, die bei den „normalen“ Tradern zum Konto K.O. führen. Mangelnde Selbstdisziplin und Gier.
Ob auch dieser Erlebnisbericht die Norm darstellt oder eher die Ausnahme, können nur die Plattformen selbst beantworten.
Welchen Einfluss die Community auf den Erfolg von Investitionsentscheidungen der Mitglieder hat, ließ eToro 2011 in einer Studie untersuchen. Der Autor der Studie aktualisierte dies in einem Artikel im November 2013 und kam zu folgender Erkenntnis:
Diejenigen Händler, die über die richtige Ausgewogenheit und Vielfalt der Ideen in ihrem Netzwerk verfügten– was bedeutet, dass ihr soziales Lernen weder zu knapp noch zu ausgeprägt war — erzielten eine Investmentrentabilität, die 30 % über der Rentabilität sowohl der isolierten Händler als auch derer in der Herde lag. (eToro)
Wie valide diese Zahlen auch heute noch sind, sollte einmal Gegenstand einer plattformübergreifenden Studie sein.
Blickt man auf die Anbieter ohne eigene Community, dann bleibt nur die Sicht auf die nackten Zahlen.
Was wäre z.B. seit Jahresbeginn aus einer Investition in ein Portfolio von ayondo Top Tradern, eToro Popular Investors oder Tradingstrategien von wikifolio geworden?
Die Ergebnisse sind beachtlich und unterstreichen, es gibt sie, die 10 + x Prozent Trader, die die Ausnahme darstellen und denen man als die verbleibenden 90 Prozent folgen kann.
Ayondo Top Trader:
Level 5 Mix aus Demo- und Real Money Tradern: 14 %
Level 5 nur Real Money Trader: 18 %
Wikifolios:
Musterdepot von 10.000 Euro mit den 5 hochvolumigen wikifolios per Jahresende 2014
Kauf von Anteilen für 2.000 Euro je wikifolio
Ergebnis per 25.09.2015: 5,88 %
eToro:
Popular Investors mit einer Risikobewertung der Klasse 2– sehr defensiv – von maximal 9 Risikoklassen
Ergebnisse von 0 – 86 % per 25.09.2015
Ein Portfolio aus diesen Tradern wäre ebenfalls in 2015 mehr als profitabel
Die aufgeführten hypothetischen Ergebnisse wären ohne Umschichtungen erzielt worden.
Zwischenzeitlich haben die Plattformen eine Vielzahl von aufstrebenden Handelsprofilen hervorgebracht, die die Ergebnisse mit aktivem Management noch verbessert oder Raum zur Diversifizierung gegeben hätten.
Hervorzuheben sind die Investition in Dachwikifolios, die in Kürze nun auch zur Verfügung stehen werden und dann natürlich auch über consors geordert werden können.
Wenn Sie also auf einem der nächsten Events die Stände bei wikifolio.com, ayondo, eToro oder den diversen Brokern besuchen bedenken Sie immer – gesucht werden die 90 % !
Das ist kein Manko, das ist die Realität. Wenn Sie sich den 90 % zurechnen, dann besuchen Sie ayondo, eToro oder wikifolio.com und meiden die Jäger der Quartalstrader…
Haben Sie das Zeug zu den 10%, dann vergessen Sie nicht, sich bei den Anbietern auch zu den Karrieremöglichkeiten zu informieren. Schließlich brauchen die 90 % Follower die 10% Top Trader…
Viel Erfolg und gutes Gelingen im stürmischen Herbst 2015