Heute widme ich mich mal einem Thema, das sicher polarisiert und bei einigen Händlern auf den diversen Copy- und Socialtrading Portalen für Unruhe sorgen könnte.
Vorab, es geht in keiner Weise um eine pauschale Wertung, sondern beschreibt ein leider allzu oft vorkommendes Phänomen.
Sind Investoren nur nützliche Idioten?
Jeder aktive Investor und Händler von ayondo, wikifolio.com, eToro, ZuluTrade und den vielen anderen Portalen kennt sie – die One Hit Wonder, Raketentrader und vor Selbstbewusstsein strotzenden „Profis“.
Track Records im Demomodus werden den Anlegern als realistische Vision verkauft, nur um wenig später auf den Brettern der realen Welt zertrümmert zu werden. Andere handeln zwar mit ein wenig Echtgeld, allerdings unterlegt mit einem Monsterhebel und geben den Trades etwas Luft, was heißt – so etwa 50 bis 80 % Drawdown. Sind dann die folgenden Investoren not amused, wird mit dem Finger auf den Investor gezeigt und dessen Dämlichkeit angeprangert. Sie hätten ja weiter halten können, denn der Trader hat ja ein neues High generiert…
Einer von denjenigen, die es auch offen aussprechen, was sie von ihren Investoren halten, ist ein Händler aus Hongkong. Er zieht alle Register eines Signalgebers und ist neben darwinex, auch auf ZuluTrade, mql5, myfxbook, SignalStart, SimpleTrader und diversen PAMM Anbietern unterwegs.
Stupid short term idiots
Nun kann man ihm wegen der Wortwahl keinen Vorwurf machen, denn er ist wenigstens ehrlich.
Wie sehen denn aber u.a. die gelieferten Ergebnisse aus? Vor einigen Wochen folgten ihm auf ZuluTrade noch über 700.000 Dollar. Der Gewinn seiner 427 Kopierer mit Realkonten belief sich auf – 100.000 Dollar.
Aktuell schmolz etwas etwas dahin…
Das folgende Kapital beträgt nun ca. 56.000 Dollar und der Verlust der nun nur noch 200 Kopierer summiert sich auf 162.000 Dollar.
Was ist die Motivation des Händlers?
Umsatz und Provisionen um jeden Preis, mit dem Ziel, sich das nötige Eigenkapital für große Konten zu verdienen. Wer die Diskussion bei darwinex etwas verfolgt, bekommt einen guten Eindruck vom „Innenleben“ des Traders.
Nun ist es durchaus legitim, die verschiedenen Plattformen als Quelle eines zusätzlichen Einkommens als Retailtrader zu nutzen, auch mit dem Ziel, größere Räder drehen zu können. Vielen geht es aber nicht schnell genug…
Siehe auch den Verweis des Händlers zu seinen Einnahmen bei darwinex und ZuluTrade:
5.000 Dollar mit ZuluTrade in 2 Monaten und nur 2.300 Dollar mit darwinex in 8 Monaten…
Vergleicht man diese Zahlen aus den CFD-Portalen mit denen bei wikifolio, können einige wohl nur schmunzeln.
Neuer Stern am Zertifikatehimmel ?
Im Gegensatz zu vielen CFD Anbietern kann eine Karriere bei wikifolio.com dank Reichweite und Beliebtheit der Instrumente sehr viel schneller zum Goldeimer werden, um einmal im Bild des wikifolio Redakteurs zu bleiben
Dessen wikifolios erfreuen sich gerade reger Beliebtheit, angefüttert mit einem Demo Track Record von 9.000 %.
Straffe Leistung und vollen Respekt.
Nun sieht man sich aber mit einem wikifolio unter realen L&S Bedingungen konfrontiert. Die aktuelle Positionierung:
Volle Lotte Short mit Strike 12.175 im Dax
Das mag gut gehen, muss aber nicht. Das investierte Kapital schmolz auch weniger Tage von gut 1,2 Mio auf nun 485.000 Euro. Über die Gründe läßt sich nur spekulieren, was ich hier nicht machen werde. Fakt ist, das Zertifikat wurde am 03.April diesen Jahres emittiert und legte eine kleine Achterbahnfahrt im Realmodus hin.
Wie sich die Performance im wikifolio fortsetzt, wird man sehen.
Sehr traurig und nicht lustig ist jedoch – und daher auch die kleine Parallele zu dem Händler aus Hongkong – die Selbstdarstellung auf wikifolio.com (auch dort wieder einiges gelöscht) und die inzwischen gelöschten Kommentare auf seinem Twitter Account.
Leider tragen „Finanzexperten“ wie diese nicht dazu bei, die Reputation von wikifolio zu erhöhen. Reger Austausch findet dazu in den Foren statt. Leider eine stete Wiederholung des Grundproblems, nur eben mit wechselnden Darstellern.
Kommen wir zu den Zahlen:
Gregory Herron beklagt sich über mangelnde Aufmerksamkeit und Kohle…
Vielleicht sollte er bei Winfried Klein oder anderen nachfragen, was man mit wikifolio erreichen kann. Die 5.000 Dollar bei ZuluTrade in 2 Monaten erscheinen da eher wie ein Taschengeld.
Kleine Milchmädchenrechnung. Von 500k auf 1,2 Mio AuM und Kurs von 138 auf 157 in einer Woche. Performance 13,7 % auf z.B. 500k ergibt 68.500 Euro. Davon 30 % sind 20.550 Euro. 50% gehen an den Redakteur. Macht also gut 10.000 Euro in diesem kurzen Zeitraum.
Da die Performance erbracht wurde, ist sie auch verdient. Das meine ich auch im wörtlichen Sinne. Fragt sich nur, wie es weitergeht und welche Qualitäten der Händler dauerhaft erbringen kann.
Denken wir positiv. Also wird er sich nicht in der Reihe des wikifolio Friedhofs nach vorn drängeln.
Fazit:
Kommen wir zu der Ausgangsfrage. Sind Investoren nur nützliche Idioten? Wer ehrlich ist weiß, dass viele Akteure auf den Copytradingplattformen so denken und die Instinkte der Beteiligten kitzeln – Angst und Gier. Nur wenige sprechen es aus. Die Börse ist kein Ponyhof und auch die Signalgeber, Top Trader, Redakteure sind keine Samariter. Am Ende steht immer eine egoistische Motivation und das ist das Klimpern im eigenen „Goldeimer“, Reputation oder die Suche nach einem attraktiven Arbeitgeber aus der Finanzszene.
Das kann man beklagen, aber so ist es nun einmal. Bleibt also stets kritisch und aufmerksam, orientiert euch an den vielen seriösen und manchmal auch „langweiligen“ Akteuren. Win- Win kann funktionieren, wenn man auch gönnen kann. Gutes Geld für gute Arbeit – damit hat wohl keiner ein Problem.
„Fette Beute“ hat jetzt einen 50% drawdown, aber hat sich davon tatsächlich innerhalb 1-2 Tagen wieder komplett erholt.
Acherbahn mit Dauerloopings…
Trader sind keine Investoren. Trader sind Glücksspieler, die auf schnellen Gewinn aus Kursschwankungen hoffen.
Und die „Top-Trader“ im social trading sind Handelsvertreter der Broker, die gegen Provision Kundschaft und Umsatz beschaffen.
Gewinnen können bei diesem Modell schon aus rein statistischen Gründen nur die Broker und ihr Außendienst. Die Kundschaft verliert im Schnitt, wie in jedem Casino. Irgendwer muß die Gewinne der Broker und der Handelsvertreter ja bezahlen.
Hehe, ganz gut auf den Punkt gebracht. Das Werbeblatt der Industrie war heute auch fast pünktlich im Briefkasten. Ich beziehe TRADERS‘ ja nun schon fast 16 Jahre, inkl. dessen Vorgänger. Der Raum, der Emittenten und dessen Lobbyorganisation DDV eingeräumt wird, wird auch immer größer…Naja, irgendwie muss Albert ja das Blatt finanzieren. Ist eben so und auch die Social Trading Portale kommen eben ohne Zugpferde (Außendienst) nicht so richtig aus. Geld wird für die Broker im Trading verdient, nicht im investieren. Hatte ja schon mal gesagt, eToro freut sich über die wachsende Zahl von Aktienhändlern nur bedingt. Die kaufen die Dinger und lassen liegen. Schau dir mal die Anzahl von Trades der Aktien PI der letzten 2 Jahre an. Damit verdient man nichts. Wird also Zeit für ein neues Umsatzkalb. Die Zahlen für eToro per 01.05. laut ESMA belegen den Trend. Die Verlustquote der Kunden sank von 76% auf 66%. Ist ab 01.05., auch hier, auszuweisen.
„Bitte beachten Sie, dass sich die neuen Ergebnisse von eToro für den Zeitraum von 01/02/2019 bis 30/04/2019 von 76 % auf 66 % geändert haben, was den Verlust von Geld beim Trading von CFDs mit eToro betrifft.“
Weniger CFD-Gezocke, mehr „langfristige“ Anlage. Zahlt sich offenbar für viele aus.
Die Frage hat sich mittlerweile erledigt. Die wikifolios Fette Beute und Germany Germany Trader weisen aktuell einen Verlust von 100% aus. Das war ja nach den letzten Wochen durchaus erwartbar. Die weiteren wikifolios des Traders sind momentan gesperrt. Das dürfte einigen eine (schmerzhafte) Lehre gewesen sein. Mir kommen jedenfalls keine wikifolios mit Hebel in die Tüte und meine eigenen habe ich auch sehr konservativ konstruiert.